Geschichte von Holzkirchen

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Die Geschichte von Holzkirchen ist sehr eng verbunden mit der Geschichte des Klosters Holzkirchen. Die Bürger arbeiteten im oder für das Kloster, das Kloster gab Ihnen dafür im Gegenzug ein Auskommen und Schutz in schwierigen Zeiten. Um die Gegenwart und Ihre Chancen besser zu verstehen, ist es angebracht, die Wurzeln zu betrachten:

Holzkirchen im Laufe der Zeit

Mitte des 8. Jahrhunderts entstand in dem Ort Holzkirchen (Holtzkiricha), gelegen im Waldsassengau am Flüsschen Aalbach (Albstat), ein Männerkloster. Holzkirchen entstand also als adeliges Eigenkloster mit eigenem Abt und Konvent

742 - 762 Gründung des Klosters – nicht exakt eingrenzbar

775 Schenkung Karl der Große am 3. November 775 an Abtei Fulda; erste urkundliche Erwähnung im 9. Jahrhundert erster Höhepunkt im fuldischen Nebenkloster - Reliquienübertragungen von Rom nach Fulda werden auch in Holzkirchen ausgestelllt

10. Jahrhundert Mönchsgemeinschaft umfasst 70 Konventangehörige davon 32 Priester, 13 Diakone und 7 (Laien)Mönche sowie 18 Schüler; Bistum Fulda unterhielt hier die einzige (belegte) Klosterschule im mainfränkischen Raum

12. Jahrhundert zweiter Höhepunkt durch die Errrichtung des prächtigen Kreuzgangflügels mit bedeutendem Kapitellschmuck an der Südseite der Klosteranlage

1152 – 1162 Zusammenfassung der Besitzungen der Abtei Fulda im Codex Eberhardi

im 12. Jahrhundert Rückgang des Einflusses der Reichsabtei Fulda in Mainfranken, damit verbunden auch Rückgang der Bedeutung des Nebenklosters Holzkirchen

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1272 Das Klosters wird durch Plünderer niedergebrannt

im 14. Jahrhundert Im Kloster Holzkirchen veränderten sich die Besitzverhältnisse(Zuwendungen, Abgaben, Abtretungen) und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts geriet Holzkirchen zunehmend in Schulden. Es folgten Veräußerungen und Verpfändungen Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts

im 15. Jahrhundert ökonomische Neukonsolidierung unter Probst Konrad von Lauberbach (1446-1483) und Neuregelung der Beziehungen zu den Grafen von Wertheim bezüglich Steuern und Untertanenpflichten

im 16. Jahrhundert Der Bauernkrieg verschont auch die Klöster nicht – so auch Holzkirchen. Im Zuge der Reformation verlassen Probst und Mönche das Kloster und gehen nach Wertheim

1552 wird das Kloster aufgehoben – 9 Jahre später Wiederherstellung der Propstei

im 17. Jahrhundert Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) zerstört erneut das Kloster und es geht vorübergehend an Wertheim

um 1700 Errichtung des Konventbaus mit Volutengiebel mit Treppenturm (1725) und Fortsetzung ab Treppenturm (1758)

1724 – 1732 dritter Höhepunkt des Klosters unter Bonifaz von Hutten

1728 – 1730 Bau der Klosterkirche als barockes Oktogon unter der Leitung von Balthasar Neumann

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1796/97 Anbau der Sakristei unter dem letzen Probst des Klosters Adalbert Heinrich von Reisach 1802 Säkularisation des Klosters – die Besitzer wechseln häufig. So ging der Besitz an die Grafen Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, PrinzWilhelm von Nassau-Oranien, Napoleon und seinen Marschall Duroc, dem Großherzog Ferdinand von Würzburg, Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Prinz Max von Bayern

1816 Das Kloster geht an die Grafen Castell bis zum Ende des 2. Weltkrieges

nach 1945 Bayerische Landessiedlung erwarb von den Grafen Castell die Gebäude und Besitzungen; Bodenreform nach dem 2. Weltkrieg – es wurden Flüchtlingsbauern angesiedelt (5 Bauernstellen)

Der Verfall des Klosters schritt fort; die geplante Gründung des Vereins „Rettung des Klosters Holzkirchen“ kam nicht zustande.

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1965 Übergang des Klosters an die Gemeinde Holzkirchen

ab 1965 Hochwasserfreilegung zum Schutze des Klosters 

ab 1967 Prälatenbau - auch „Roter Bau“ genannt wurde im I. Bauabschnitt wieder hergestellt. In einem Teilbereich des Konventbaus wird der Kindergarten untergebracht.

ab 1970 Im Konventbau sowie im Kreuzganggebäude zieht nach Umbauarbeiten eine Gastwirtschaft mit Hotelbetrieb ein

Die Bauabschnitte II. und III. werden der Konventbau sowie der Kreuzgangflügel und die Remise instandgesetzt. Die Kosten wurden aus dem Entschädigungsfond sowie aus Mittel des Landkreises und des Bezirks Unterfranken stark gefördert.

1996 Die zeitweise gut floriende Gastwirtschaft mit Hotelbetrieb stellt den Betrieb ein. Es folgen Zwangsversteigerung und Übergang des Eigentums der Klosteranlage an die Sparkasse Mainfranken.

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1997 –2002 Die Anlage steht bis auf die Nutzung durch den Kindergarten leer. Es droht der Zerfall, Wasser dringt durch die maroden Dächer. Investoren schreckt die schwierige rechtliche Gemengelage.

2002 Erwerb der Klosteranlage durch Frau Gertraud Gruber aus Rottach-Egern. Umzug des Kindergartens in neue Räume. Bereinigung der Rechtesituation.

Es folgt eine General-Sanierungs- und Umbauphase des Klosters und der gesamten Außenanlage in beispielhafter Manier. Am 1.12.2003 öffnete das Benediktus Tagungs- und Seminarzentrum seine Pforten. http://www.benediktushof-holzkirchen.de

2004 – heute Der Seminarbetrieb floriert. Das Kloster wird erneut zum Mittelpunkt Holzkirchens.

1200 Jahrfeier

Holzkirchen in den letzten zwei Jahrhunderten Dr. Reinhard Worschech

Holzkirchen ist eine der ältesten Kulturstätten Frankens. Weitab von Fernstraßen und größeren Städten liegt der nur etwa 450 Einwohner zählende Ort im abgelegenen waldigen Aalbachtal. Für den Eiligen ist hier wie auf der Uhr des Rathauses und der ehemaligen Dorfschule die Zeit stehengeblieben.

Holzkirchen ist viele Jahrzehnte hindurch allzusehr in Vergessenheit geraten; das ehemalige Benediktinerkloster wird nun erhalten bleiben. Der Ruf „Rettet Holzkirchen“ ist nicht verhallt. Nicht umsonst fällt gerade diese 1200-Jahrfeier in das Europäische Denkmalschutzjahr 1975.

Bürgermeister Schmitt und seine aufgeschlossene Gemeinde bemühen sich um den Erhalt und Schutz der Kulturdenkmäler und Kostbarkeiten, so wie es vor über 200 Jahren der Schultheiß Johannes Müller mit Eifer getan hat. Auf dem Aufsatzblatt eines Altarbildstockes mitten im Dorf kann man lesen:“Gott zu Ehren hat der ehrsame Johannes Müller Schultheis daher und Anna Barbara seine eh. Hausfrau dieses Bild machen lassen, 1744.“ Auch einen besonderen Beitrag zum Jahr der Frau enthält diese Inschrift.

Der rote Buntsandstein, die enggescharten Gehöfte, der bis an die Häuser sich drängende Wald, prägen den Ort. Die 1707 auf dem Michaelsberg errichtete Pfarrkirche wurde zwar im Jahre 1888 renoviert, steht jetzt aber wieder unter Gerüst für einen neuen Außenputz. Kirche und Ortschaft sind dem hl. Michael geweiht, das bezeugt auch ein Bildstock aus dem 18. Jahrhundert, aus dessen Nische zwar erst jüngst die kostbare Erzengelfigur gestohlen wurde, dessen Inschrift jedoch aussagt, daß die Marter „zu Ehren des Erzengels Michaelis“ errichtet worden ist. Die trutzige Wehrkirche oben auf der Höhe wird von einer Friedhofsmauer umgeben, oft diente das Gotteshaus den Ortsbewohnern in Kriegswirren als Schutz. Über dem alten Beichtstuhl in der Kirche hat sich der Erbauer, der Benediktinerpater Michael Scheffer, Pfarrkurat in Holzkirchen, verewigt.

Wenn man in die jüngere Geschichte des Klosters und der Ortschaft kurz einblendet, tauchen in den Akten und Urkunden großteils recht trüge Bilder auf. Anfangs des 18. Jahrhunderts befindet sich die Propstei Holzkirchen, damals zum Fürstentum Fulda gehörig, in einem unwürdigen und desolaten Zustand. Bis zur Säkularisation blieb das Kloster verschuldet. Im 19. Jahrhundert wechselt das Klostergut oft seine Besitzer, es landet schließlich im Eigentum der Bayerischen Landessiedlung und der Gesamtkomplex wird aufgeteilt in mehrere Bauerngehöfte.

Nachdem nach 1900 sogar die nach Plänen von Balthasar Neumann erbaute barocke Rundkirche als Heu-, Stroh- und Holzlager zweckentfremdet wurde, muß sich die königliche Staatsregierung um den Erhalt der Kulturgüter annehmen.

Erst am 29. September 1933 konnte die Gemeinde wieder ihr Patronziniumsfest in diesem Gotteshaus feiern. Seit 1947 bemüht man sich intensiver, das gesamte Kloster vor dem Verfall zu retten, nachdem die Anstrengungen in den ersten Nachkriegsjahren gescheitert sind, das einstige Kloster wieder einer Ordensgemeinschaft anzuvertrauen. In den fünfziger und sechziger Jahren schalten sich Abgeordnete und um Kulturarbeit verdiente Persönlichkeiten ein, auch amtliche Stellen wollen sich für die Renovierungsmaßnahmen einsetzen.

In Zeitungen und in der Öffentlichkeit jedoch werden vielerlei Kritiken laut: Zusehends verfällt ein wertvolles Bauwerk, ein kostbarer romanischer Kreuzgang ist in großer Gefahr; denn eingeschlagene Fenster, abgebrökelter Verputz und brüchige Dächer bieten einen recht trostlosen Anblick.

Der damalige Regierungspräsident Dr. Günder und sein Nachfolger Dr. Robert Meixner nehmen sich der vernachlässigten Klosteranlagen an. Im Jahre 1964 werden Freunde und Gönner des ehemaligen Benediktinerklosters Holzkirchen zu einer breitangelegten Spendenaktion aufgerufen. 1965 überlaß die Bayerische Landessiedlung der Gemeinde Holzkirchen unentgeltlich das Klostergut als Eigentum; treuhänderisch für die politische Gemeinde ist der Landkreis Marktheidenfeld als Geschäftsführer mit den Baumaßnahmen zur Wiederherstellung der Gebäude und Anlagen betraut worden. Mit viel Mühe und Geduld, mit mancherlei Opfern und großzügigen Spenden versucht man, dieses Kulturdenkmal zu retten. Zuerst beginnt man damit, durch Tieferlegung des Aalbachs die versumpften Kellergewölbe und Anlagen zu entwässern.

Eugen Altenhöfer aus Würzburg, ein erfahrener Architekt, wurde mit den Restaurierungsmaßnahmen betraut. Leider verschlingen Hochwasserfreilegung, Kanalisation, Entwässerung und Instandsetzungsarbeiten an der Umfangsmauer eine beträchtliche Summe.

Als erstes werden das Propsteigebäude, Konventbau und die Sakristei renoviert und der spätromanische Kreuzgang freigelegt. Anschließend werden die Bogenbrücke mit einem Nepomukstandbild und der Kirchensteg über den Aalbach fertiggestellt. Der „Rote Bau“, einst Prälatenwohnung, wird als Fachwerkgebäude hergerichtet. Der Konventbau wird als örtlicher Kindergarten genutzt; es kehrt wieder Leben in das Gebäude ein.

Durch Erbbaurechtsverträge wird Friedrich Woller Besitzer eines Teils der Anlagen. Man verpflichtet sich, die Klostergebäude insgesamt als Baudenkmal der Öffentlichekeit wieder zugänglich zu machen, zu erhalten, zu schützen und zu pflegen. Wahrhaft eine zwar kostspielige, aber auch lobens- und dankenswerte Lebensaufgabe! Aus dem Berg von Akten wird ersichtlich, wie zögernd und schleppend die Umbauarbeiten für den Gaststättenbetrieb weitergehen. Von allen Seiten werden die langwierigen Verhandlungen beklagt. Wegen Erkrankung von Architekt Altenhöfer wird die Bauleitung dem Landbauamt Würzburg übertragen. 1973 endlich kann die Gaststätte „Benediktus-Hof“ mit Konditorei und Cafe eröffnet werden.

Durch die Kreisreform in den Großlandkreis Würzburg eingegliedert, erhofft man sich neue Impulse, aber die Innenausbauten im sog. Konventbau und die längst fällige und äußerst wichtige Wiederinstandsetzung des Kreuzgangflügels gehen sehr langsam voran. Ohne weitere Geldmittel können die Renovierungsarbeiten nicht abgeschlossen werden. Förderungsmittel der Bayerischen Landesstiftung und der Bayerischen Volksstiftung, die von der Bayerischen Einigung getragen wird, wurden beantragt. Für den Kreuzgangflügel, dem wertvollsten und wohl am erhaltenswertesten Teil der Anlagen, wurden Boden- und Standfestigkeitsgutachten erstellt.

Berechtigte Sorgen werden wach, daß bis zur 1200-Jahrfeier die Gesamtinstandsetzung und Sicherheit der Klosteranlage nicht verwirklicht werden können.

Alle Engagierten müssen sich hier mitverantwortlich fühlen und danach trachten, daß Holzkirchen wieder seine hohe Kunst präsentieren kann.